Über Karl Valentin und sich selbst
Gießener Anzeiger, 26.5.2016

GIESSEN - (uhg). Ein Sachse, der eine Biografie über Karl Valentin schreibt? Das gibt es. Eine Kostprobe aus dem Buch "Karl Valentin - eine Bildbiografie " präsentierte jetzt Autor Matthias Biskupek bei einer Lesung des Literarischen Zentrums im Café Zeitlos. Sascha Feuchert stellte den in den neuen Bundesländern weithin bekannten Schriftsteller und Publizisten dem Gießener Publikum vor.
Biskupek, geboren 1950 in Chemnitz, studierte Kybernetik und Prozessmesstechnik. Seit 1983 lebt er freischaffend "in Rudolstadt, Berlin und dazwischen" und schreibt unter anderem Geschichten, Kabarettexte und für Tageszeitungen sowie dem Rundfunk. Er ist zudem als Publizist und Literaturkritiker tätig. Seit 1982 schreibt er Buchkolumnen für das Satireblatt Eulenspiegel. Am Rande zu erfahren: Auch im Leben von Matthias Biskupek gibt es, wie bei vielen anderen Gästen des LZG, einen Bezug zur Stadt Gießen: Seine Frau promovierte an der Justus-Liebig-Universität.
Der Autor hatte eine ganze Reihe von Büchern mitgebracht, als erstes zitierte er aus dem "Vorspruch" zur Valentin-Biografie und machte deutlich, wie der Name des Münchner Originals auszusprechen ist: Valentin wie Fallentin. Darüber hinaus hielt er sich mit Zitaten in bayerischer Mundart zurück. Das könne einem gebürtigen Sachsen nur schwer gelingen. So gab es einige humorvolle Beiträge des Münchner Komikers auf hochdeutsch zu hören. Aus der Reihe "Poesiealbum" stellte er das "Rezept für komischen Salat" vor.
Biskupek hatte diese Biografie in den 1980er Jahren geschrieben und einige Wochen in München und Köln recherchiert und Bildmaterial besorgt. Das Genehmigungsverfahren für die "Ausreise" war ein Kapitel für sich. "Kann man dem Antragsteller vertrauen?" heißt es an einer Stelle. Was im Rückblick durchaus komische Seiten hat, hieß für die damaligen DDR-Bewohner eher Verfolgung und Schikane, von Biskupek mit feiner Ironie auf die Schippe genommen. Zu diesem Thema wäre sicher noch einiges zu besprechen gewesen. Zum Beispiel: Warum hat sich der Autor für seine Biografie ausgerechnet Karl Valentin ausgesucht?
In seinem neuesten Buch "Der Rentnerlehrling - Meine 66 Lebensgeschichten" thematisiert der Autor sein Leben als Schriftsteller und Satiriker in der DDR. Zu jedem Lebensjahr schrieb er ein Stück Biografie und Zeitgeschichte sowie eine kleine Erzählung: Das Buch, in knappen ironischen Sätzen formuliert, zeichnet ein aufschlussreiches Bild deutsch-deutscher Lebensverhältnisse vor und nach der Wende.
Es ist deutlich zu hören, dass Matthias Biskupek als Satiriker auf den Bühnen in Ost und West zu Hause ist. Mit deutlicher Stimme und publikumswirksamen Gesten stellt er seine Texte vor und macht lockere Anmerkungen. Das Publikum fand Gefallen an dem satirischen Abend und verzichtete auf die angebotene Fragerunde.