"Horrido, Genossen" von Matthias Biskupek im Eulenspiegel Verlag erschienen

Soviel Ehemaliges und soviel Gegenwärtiges auf so wenig Seiten für so wenig Geld: Die Jubiläumsedition "50 Jahre Eulenspiegel Verlag" machts möglich. Eines der fünf broschierten Büchlein dieser Edition stammt von Matthias Biskupek, den Lesern des Feuilletons dieser Zeitung auch als Kolumnist wohl bekannt. Hier also grast er – das Horrido der Jagdgenossen von einst und Jagdkameraden von heute mal fröhlich und mal bissig auf den Lippen – quer durch die Jahrzehnte, die er bereits beruflich schreibend verbringt. Dass in den meist nur zwei Seiten kurzen Geschichten von einem, der laut Fußnote auf der 144. und damit letzten Seite des Buches "39 Jahre seines Lebens in der DDR zubringen musste", dieses untergegangene Land manchmal direkt vorkommt, alle Mal mit schwingt, steht außer Frage. Doch weder können sich darüber die alten Kommunisten, wie er sie am Buchbeginn beschreibt zu früh freuen, noch jene, die sich als Widerständler bei ihm gut aufgehoben glauben. Auch die Grüßgötter, Berater und anderen Führungskräfte der noch frischen Neufünflandzeit betrachtet er mit Eulenspiegel-Blick und macht sich und uns einen Spaß daraus. Dass gelegentlich mit dem Leser geradezu interaktiv gefundene Pointen seiner Geschichten diesen Spaß befördern, darf sich Biskupek zugute halten. Ja früher hätte er sowas Kritisches nicht schreiben dürfen, kommt ihm und uns ab und an zu Ohren. Stimmt, und stimmt nicht. Die im Band aufgenommenen Geschichten "Meldestelle für Bedenken" (1980), "Schwarz angesagt" (1986), "Festansprache nachträglich" (1987) oder "Joghurt und Diskette" (1988) sprechen von dem, was früher – etwa im Satireblatt "Eulenspiegel" oder der "Weltbühne" möglich war. Mehr nicht. Aber weniger auch nicht. Horrido, wacher Zeitgenosse, bevor das Buch vergriffen ist. Heinz Stade

Matthias Biskupek: "Horrido, Genossen!", Eulenspiegel Verlag, 144 Seiten, 7,90 Euro