Verstreutes von Biskupek

Der Schriftsteller Matthias Biskupek – so fleißig und vielseitig, daß man nur immer wieder staunen kann – hat auch mit bildenden Künstlern wie Andreas Berner und Karl-Georg Hirsch zusammengearbeitet. So entstanden kleine Kostbarkeiten, gedruckt in Auflagen von 130 oder 99 oder sogar nur zwölf Exemplaren. Eine jetzt erschienene Sammlung der kaum bekannten Texte wird sicher viele Biskupek-Freunde erfreuen. Zum Beispiel so: „Irgendwas mußten wir vorher noch gestreift haben, bevor wir aus der Kurve flogen … Ein Rad drehte sich noch lange. Dabei hatte es nur zwei von uns sofort mit Genickbruch erwischt. Die anderen kamen erst auf dem Weg ins Krankenhaus dran. Richie schaffte es sogar bis fast in den OP.“
Neben schwarzem Humor findet sich in dem Band allerlei Frivoles und auch Politisches von gleicher Farbe, darunter die Geschichte „Rot angeschwärzt“: „Es war die Zeit angekommen, die brachte Schönheit und Grüße von einem neuen Geist. Also machten sich auf in allen Städten, Dörfern und gemeinen Plätzen die frischen Menschen mit den glatten Köpfen, den festlichen Farben und den blühenden Hautporen. Und sie traten in die Hintern der Trägen und Faulen und sie traten in die Seiten der Weichteile und sie betraten stiefelgeschwind das Leben jener Menschen, die da hießen Zurückgebliebene und Zurückgezogene und Nichtzurechtgerückte…“
Und in der Titelgeschichte „Rose Schwartz und die Folgen“ erzählt Biskupek satirisch zuspitzend von einer Studentin aus Gera, die wie irgendeiner Akte zu entnehmen ist, von Staatssicherheitsmitarbeitern einen Tarnnamen erhalten hat, deswegen nun als enttarnte Spitzelin gilt und mitsamt ihrer ganzen Familie beruflich und sozial ausgegrenzt wird, obwohl sie niemanden je bespitzelt hat. Vor allem aber erleben wird den Autor als Meister des intelligenten Juxes, als Künstler des freien Assoziierens in alle Richtungen, als einen Sprachsprudler, der nur zu einem unfähig ist: uns zu langweilen.
E.S.

Matthias Biskupek: Rose Schwartz und die Folgen. Texte aus der Buchdruckzeit. Nora Verlag. 167 S., 15 €.