Annerose Kirchner

Verlegtes wiedergefunden
Matthias Biskupek veröffentlicht Texte aus der Buchdruckzeit
Von Annerose Kirchner

Ein Autor hilft einem Verleger auf die Sprünge. Konkret heißt das: Ohne Matthias Biskupek, den scharfzüngigen Humoristen, hätte der bibliophil begeisterte Jens Henkel seine burgart-presse wohl gar nicht gegründet. 1984 fanden sich die zwei, liefen manche Runde im waldreichen Hain über Rudolstadt und spannen diverse Gedanken über schöne, illustrierte und von Hand gesetzte Bücher. Bücher, die damals in der DDR, außerhalb des offiziellen Buchmarktes und ohne Genehmigung in kleinen Auflagen erschienen.
Im Januar 1990 startete Jens Henkel seinen Ein-Mann-Verlag mit Biskupeks monströsen Märchen „Schwarz angesagt und andere bestechende Gefühle“, mit Holzschnitten von Karl-Georg Hirsch. Das Buchkunst-Objekt wurde sofort geehrt, „als eines der letzten 'Schönsten Bücher der DDR'“, vermeldet Biskupek. Was er noch mit seinem Verleger ausheckte, lässt sich im Vorwort eines Lesebuches herausfinden, das in der Reihe „Verlegtes wiedergefunden“ unter dem Titel „Rose Schwartz und die Folgen“ (Nora-Verlag, Berlin, 168 S., 15 Euro) erschienen ist. Der Band versammelt „Texte aus der Buchdruckzeit“, die in einem Zeitraum von fast 30 Jahren entstanden und meist in exklusiven, bibliophilen Mappenwerken oder Unikatbüchern versammelt sind. Die meisten davon stehen heute in Regalen von Büchersammlern. Nun sind die aus Lust am Sprachspiel entstandenen und mit schwarzem Humor fein gewürzten Texte für weniger Geld in einem Paperback nachzulesen.
Die Titelgeschichte findet sich in der Sammlung „Rot angeschwärzt“, neben Zyklen wie „Schwarz angesagt“, „Goldener Schnitt“, „Höhnische Landschaften“, „Das Gebetbuch des Zynikers“ und „Rotkäppchen, limitiert“. Viele künstlerische Freunde und Wegbegleiter tauchen auf, darunter Kerstin Hensel, die das Nachwort schrieb – ein Porträt zum 60. Geburtstag des „spitzzüngigen Gegengeists“, der „uns die frech grinsende Breitseite des intelligenten Humors zeigt, der so unpopulär ist, wie die Lust auf Erkenntnisgewinn“. Leider kommen die wenigen Abbildungen, oft im kleinen Format, kaum zur Geltung. Deshalb konzentriert sich die Augenlust aufs Lesen, und das ist ja gewollt.

Matthias Biskupek: Rose Schwartz und die Folgen. Texte aus der Buchdruckzeit. Nora Verlag. 167 S., 15 €.