Heinz Stade

Biskupek stellt „Verlegtes Wiedergefunden“ in Pößneck vor
Nach Harald Gerlach und Landolf Scherzer gibt es nun "Verlegtes Wiedergefunden" von Matthias Biskupek.
Von Heinz Stade. Thüringer Allgemeine, 15. 2. 2012

Pößneck. "Verlegtes Wiedergefunden" heißt eine noch schmale Reihe des Nora Verlages. Nach Bänden mit Texten von Harald Gerlach sowie von Landolf Scherzer hat heute in Pößneck ein weiteres Buch dieses speziellen Editionsprogramms Premiere: "Rose Schwartz und die Folgen" von Matthias Biskupek aus Rudolstadt.
Dieses Buch des Lesern unserer Zeitung bestens bekannten Autors ist ein echter Biskupek, doch nicht wirklich ein neuer. Dass es der Band trotz letzterer Einschränkung wert ist, emp-fohlen zu werden, hat mehrere Gründe. Hier ist der Sprachspieler, gelegentliche Reimer, oft mit tiefschwarzem Humor geschlagene Schreiber in einem Umfang am Stück versammelt, wie dies andere Bücher nicht hergeben können. Das wiederum ward möglich, weil hier wiederge-funden und nun erstmals zusammengeführt wurde, was Biskupek seit den 1980er-Jahren für bibliophile Veröffentlichungen in Kleinstauflagen geschrieben hat.
Das konnten Texte für nur ein Blatt ebenso sein wie für etwas, das mehrere Seiten und einen Einband brauchte; Hauptsache das Werk war künstlerisch gestaltet. Das bedeutete, ein Künst-ler - beglückend oft war es der sächsische Holzstecher Karl-Georg Hirsch - und ein professio-neller Typograf wie Professor Gert Wunderlich hatten und verwirklichten eine Idee, zu wel-cher ein Text vorlag oder noch beizusteuern war. Dass es in der mit Drucksachen gelegentlich sehr kritisch umgehenden DDR gelang, hier auch "anstößige" Texte unterzubringen, hatte mit einer von Künstlern und Literaten ausgemachten Lücke zu tun.
Jens Henkel aus Rudolstadt, seit Langem selbst im Bereich des künstlerischen Buches verlege-risch tätig, erklärt diese und andere Merkwürdigkeiten noch in dieser Szene im Vorwort zu Biskupeks aktuellem Buch. Auch wenn Henkel die Leser wissen lässt, dass sein Vorwort von Biskupek "erweitert und erbarmungslos gestrichen" wurde, ist dies der zweite Grund für eine Empfehlung.
Der dritte ist das "Nachwort" von Kerstin Hensel. Es ist dies ein porträtierender Text über Biskupek zu dessen 60. Geburtstag im Jahr 2010 - übrigens auch ein wiedergefundener. Die Erstveröffentlichung gab es in einem Buch, das in Henkels Burgart-Presse 2010 in einer Auf-lage von 100 Exemplaren erschienen war. Der Band verlangt den fantasievollen Leser, da dem Buch jener Teil der originalen Werke fehlt, der es in der Entstehungszeit erst zum Ganzen hat werden lassen und lässt: die bildende Kunst in ihren Facetten. Die wenigen ins Buch aufgenommenen bildkünstlerischen Nachdru-cke hätte man sich durchaus schenken können.