Mordstorys und Kochkunst

Satire, Lyrik und Schlammbowle

Eine Doppellesung für die Zunge zum 3. Hoffest im Pößnecker Steinweg

Von Hartmut Bergner Pößneck

Am Samstagabend fand zum 3. Pößnecker Hoffest eine Doppellesung statt. Dazu wurden die Schriftsteller Matthias Biskupek und Lutz Rathenow, zwei Thüringer, gewonnen. Letzteres ist eine Halbwahrheit, denn Matthias Biskupek ist ein geborener Sachse, der in Mittweida aufwuchs und seit vielen Jahren in Rudolstadt lebt und arbeitet. Bei Lutz Rathenow ist es umgekehrt. Er wurde in Jena geboren, lebt und arbeitet aber seit genau 30 Jahren in Berlin. Der literarische Abend, welcher ab 19 Uhr im Steinweg 14/16 stattfand, war gut besucht. Natürlich waren es überwiegend die selben Gesichter, die man bei ähnlichen kulturellen Veranstaltungen in Pößneck im Publikum sieht. Hinzu kamen Menschen, die einfach neugierig auf eine Doppellesung waren und Kunden der Kreissparkasse Saale-Orla. Letztere mussten keinen Eintritt zahlen. Die Sparkasse widmet sich nicht nur Geldgeschäften, sondern auch der Förderung von Kultur und Kunst.

Für die Doppellesung wechselten sich beide Schriftsteller gegenseitig ab. Sie selbst bezeichneten die genaue Einhaltung der jeweiligen Lesezeit als diszipliniertes Lesen. Für die Zuhörer war es oftmals mit einem Wechsel der Gefühle verbunden. Beide Künstler sind Kinder der DDR und auch in dieser groß geworden. Ihre erlernten Berufe, ihre Entwicklung in der DDR und ihre schriftstellerischen Werke unterscheiden sich. Beide arbeiten in ihren Büchern und Werken die DDR-Vergangenheit auf, aber auf unterschiedliche Art. Dies wurde gerade durch die Doppellesung deutlich. Biskupek, ein gelernter Maschinenbauer und studierter Diplomingenieur, bevorzugt die Satire, Rathenow, er studierte Lehrer für Deutsch und Geschichte, nutzt Lyrik und Prosa, Gedichte und Erzählungen. So gab es an diesem Abend genug zu schmunzeln und zu lachen, aber auch Texte, die zum Nachdenken anregten. Beide Schriftsteller sind über 50, kennen sich gut, und gehen locker miteinander um. So war mancher Dialog zwischen den Männern nicht auf die Goldwaage zu legen und diente eher der Unterhaltung.

Wenn es denn bei literarischen Abenden, bei Lesungen etwas zu trinken gibt, dann sieht man die Zuhörer meist an einem Glas Rotwein nippen. Nicht an diesem Abend. Der Abend dauerte insgesamt zwei Stunden und wurde durch eine Pause unterbrochen. Spätestens ab da wurde Schlammbowle das Getränk des Abends. Nicht nur das dieses Mixgetränk hervorragend schmeckte und sich entsprechend gut verkaufte, es passte auch hervorragend zum Leseabend. Nach einem alten Rezept mischt man Früchte mit Wodka, Sekt sowie Mineralwasser und gibt darauf eine Kugel Eis. Dadurch wechseln sich beim Genuss der zarte Schmelz des süßen Vanilleeises mit der frisch-fruchtigen und bisweilen leicht säuerlichen Note des Getränks sowie der Sauerkischen und der Beeren ab. Eine Doppellesung für die Zunge eben.Zum 3. Hoffest gab es unter anderem auch Heraldik-Fahnenmalerei mit Ina Hermann, einen Keramikkurs mit Susanne Engelhardt, eine Ausstellung des Malers Metulczki, eine Kinderlesung mit Lutz Rathenow und das Kindertanzprogramm zu erleben.

OTZ, 15.07.2007