66 und noch immer überraschend: Biskupek präsentiert Lesebuch

So wie Biskupek zwitschert keiner - Der Thüringer „Quotensachse“ wird 65
von Frank Quilitzsch, Thüringische Landeszeitung vom 22.10.2015

RUDOLSTADT. Er ist dann mal weg. Pünktlich vor seinem Geburtstag hat sich der Rudolstädter Autor Matthias Biskupek auf seiner Website abgemeldet, so wie sich das gehört. „Tagebuchruhe“ droht. Dabei ist er heute einer der fleißigsten Schreiber zwischen Kyffhäuser und Rhön. Seine Publikationsliste führt mehr als zwei Dutzend Bücher, belletristische und humoreske zumeist, aber auch edel bedichtete Kunstbände. Darunter so aussagekräftige Titel wie „Wir Beuteldeutschen“, „Der Bauchnabel und andere schöne Mittelpunkte einer Reise zu zweit“, „Horrido, Genossen!“ oder „Das Fremdgehverkehrsamt“. Auf sowas muss man erst einmal kommen.
Dabei war ihm das Dichten nicht in die Wiege gelegt. Erstmal wurde er Facharbeiter für Maschinenbau. Dann studierter Kybernetiker und Prozessmesstechniker. Schließlich stieg er zum (technischen) Systemanalytiker auf und fuhr Maschinen im Chemiefaserkombinat Schwarza bei Rudolstadt. Nebenbei ging er feingeistigen Neigungen nach, besuchte verschiedene literarische Zirkel und wurde als hoffnungsvolles Talent zum Schweriner Poetenseminar delegiert, wo sich zu tiefsten DDRZeiten die gesamte künftige Dichterprominenz traf. Die Leipziger Becher-Schule wollte ihn nicht. Sein Weg zum Ruhm führte über das Rudolstädter Theater – siehe: „Eine moralische Anstalt“ – und das Geraer Kabarett „Fettnäppchen“.
Mit solch einer Biografie kann man gar nicht anders als schreiben. Auf den Olymp schrieb er sich nicht, aber auf die Gipfel der Thüringer Berge. Er reiste viel und schrieb auch darüber. Und er schreibt immer noch und überall, für die TLZ, den Eulenspiegel, im Netz und ohne Boden. Denn so wie er zwitschert, pardon, twittert keiner. Oder facebookt? Jedenfalls findet man, wenn man in seinem Blogtagebuch blättert, Kommentare zu allem und jedem. Originelle zumeist. Deftige manchmal. Verwegene mitunter. Biskupek nimmt kein Blatt vor den Mund und Schmähungen gelassen. Aber als wir mal eines seiner Hauptnebenwerke, „Der soziale Wellensittich“, verrissen, verstummte er beleidigt. Zum Glück nicht für lange.
Aufgewachsen ist Biskupek mit zwei Brüdern und einer Schwester in der sächsischen Kleinstadt Mittweida, wie wir aus seinem gerade erschienenen Frühalterswerk „Der Rentnerlehrling“ wissen. Darüber schrieb er, noch ziemlich verfremdet, auch schon mal in seinem autobiografischen Roman „Der Quotensachse“.
Vor wenigen Tagen würdigte Biskupek den 200. Geburtstag eines Schreiberkollegen Emanuel Geibel mit dem Vers: „Der Brei ist gekommen, die Zähne fallen aus. / Da bleibe, wer dran ist, im Heim und nicht zu Haus ...“ Wir schließen uns den Glückwünschen an.