Die "Generation DDR" geht in den Ruhestand. Wer 1950 geboren wurde, also unmittelbar nach Gründung der DDR, wird in diesem Jahr fünfundsechzig Jahre alt. Auch der Schriftsteller Mathias Biskupek aus Rudolstadt gehört zu dieser Generation. Unter dem Titel "Der Rentnerlehrling" schildert er jetzt in einem Buch seine Erinnerungen.

Der Schriftsteller Mathias Biskupek zieht Bilanz. Jedem seiner Lebensjahre widmet er eine Geschichte. Insgesamt sind es also 66. Es sind Geschichten die der Autor selbst erlebt hat. Es gibt Episoden von Freunden und Familienmitgliedern, anderes hat er sich ausgedacht. Hinzu kommen für jedes Jahr reale Details aus der Weltgeschichte. Auch Briefe sind zu lesen und sogar Gedenkreden zum Beispiel auf Peter Ensikat. Das Buch ist ein Rückblick auf die DDR, aber ohne Zorn. Er selbst bezeichnet sich als "sanft staatsverdrossen". Sein Schreibstil ist frech, komisch, manchmal nachdenklich.
"Ich habe in dem Land ganz gern gelebt. Auch wenn es in dem Land fürchterlich viel Ungerechtigkeit gab. Wir reden ja immer vom Unrechtsstatt. Das mag auch sein das es ein Unrechtsstaat war, aber wie sagt Uwe Steimle (Kabarettist) dazu: es war vielleicht ein Unrechtsstaat in dem es sehr viel Gerechtigkeit gab und heute haben wir einen Rechtsstaat in dem es ungeheuerlich viel Ungerechtigkeiten gibt."
Allerdings – so sagt der Literaturexperte Torsten Unger – arbeitet Biskupek auch mit vielen Fußnoten. Und diese können für den Leser auch zu Fußangeln werden, weil man über die DDR viel wissen müsse, wenn man alles verstehen will. Trotzdem, sei das Buch sehr lesenswert. Ohne Häme und Bitterkeit berichtet Biskupek von seinem Leben und wie schwer die Gratwanderung im System des "real zu reparierenden Sozialismus" manchmal gewesen ist.
Matthias Biskupek lebt zwar seit langem in Thüringen, ist aber bekennender Sachse. Er wird 1950 im sächsischen Mittweida geboren und wächst dort auf. 1969 entscheidet er sich für ein Kybernetikstudium in Magdeburg und schreibt nebenbei Geschichten: über Frauen, den Marxismus Leninismus und die Frage, wie man sich aus dem Vorlesungssaal heraus der Arbeiterklasse nähern kann. Er tritt dem Zirkel schreibender Arbeiter bei und lässt sich literarisch ausbilden. Er wird Kabarettist und lässt seinen Humor auch in seine Bücher einfließen.

Matthias Biskupek. Der Rentnerlehrling. Meine 66 Lebensgeschichten. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2015, 19,95 Euro