Biskupek liest in Bad Langensalza aus dem „Rentnerlehrling“

Biskupek liest in Bad Langensalza aus dem „Rentnerlehrling“
Michael Fiegle / 09.04.16 / Thüringer Allgemeine

Erfolgsautor Matthias Biskupek las am Donnerstagabend in der Bad Langensalzaer Stadtbibliothek aus seinem neuen Buch „Der Rentnerlehrling“.

Bad Langensalza. Sechsundsechzig Jahre Lebenserfahrung hat der 66-jährige Thüringer Schriftsteller Matthias Biskupek in sechsundsechzig Geschichten zu seinem neuesten, 350 Seiten umfassenden Buch „Der Rentnerlehrling“ verarbeitet.
Einige der Geschichten darin las er am Donnerstagabend in der Stadtbibliothek. Da er auch viel biografisches Material seines Vaters und Tagebucheinträge der Mutter in das Buch einfließen ließ, werden dadurch aus seiner Perspektive weit mehr als 66 Jahre deutscher Geschichte erfahrbar. Über die Geschichten aus dem Leben seines Vaters machte Matthias Biskupek den Zeitenwandel zwischen dem Deutschland des Nationalsozialismus und des real existierenden Sozialismus in den Anfängen der DDR erlebbar. „Um Rentner zu werden, muss man 65 Jahre lernen“, ließ er mit Blick auf seine eigene Biografie den Schalk durchblitzen.
Den Entschluss für das Buch fasste er jedoch schon an seinem 60. Geburtstag. „Ich bin nun ein Rentnergeselle“, meinte er. Gute Deutschnoten führten ihn bereits mit sechzehn Jahren zum Schreiben. Da er jedoch auch in Mathe sehr gut gewesen sei, habe er Kybernetik studiert und später in Schwarza als Systemanalytiker gearbeitet.
Seit über vierzig Jahren ist der gebürtige Sachse mit familiären Wurzeln im schlesischen Breslau Thüringer. Sein literarisches Talent machte ihn jedoch in derselben Zeit zum Regieassistenten und Dramaturgen am Theater Rudolstadt, zum Kolumnisten, zum Autoren von vierzig Büchern, zum Landesvorsitzenden des Deutschen Schriftstellerverbandes und vielem mehr.
Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse zählte er zu jenen 25 Thüringer Stimmen, die in einem neuen Sammelband aus Beiträgen Thüringer Autoren ein aktuelles Portrait des Freistaats abgeben. Als Zugabe las er am Donnerstagabend jedoch die von ihm mit viel Ironie versehene Neufassung von Goethes „Osterspaziergang“ aus „Des Dichters Fluch“, dem zweiten Buch, das er im vergangenen Jahr herausbrachte.
Und als Hommage an den vor 144 Jahren geborenen anarchistischen und 1934 im Konzentrationslager Oranienburg ermordeten Schriftsteller Erich Mühsam eine Parodie auf einen Abgeordneten der Alternative für Deutschland (AfD). „Ooch bloß eener von da oben“, lässt Biskupek darin das enttäuschte Volk sagen. Nach zwei Lesungen auf dem Baumkronenpfad in den vergangenen Jahren, konnte ihn Bibliotheksleiterin Martina Möschl erstmals für eine Lesung in Bad Langensalza gewinnen. Diese bildet im Rahmen des Bad Langensalzaer Bücher-Frühlings den Auftakt einer Veranstaltungsreihe der Stadtbibliothek zum Internationalen Tag des Buches am 23. April.
Das Bad Langensalzaer Publikum war am Donnerstagabend überwiegend weiblich. Einige der Damen kannten den Autoren bereits von seinen Literaturkritiken im „Eulenspiegel“. Auf vielfachen Wunsch las er zum Schluss drei erotische Märchen.

Matthias Biskupek. Der Rentnerlehrling. Meine 66 Lebensgeschichten. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2015, 19,95 Euro