Jens-F. Dwars
Schwarze Kunst auf Rosa

Wissen Sie, was ein Hurenkind ist? Nicht, was Sie jetzt denken. Das ist ein ganz seriöser Fachbegriff aus dem Reich der Schwarzen Kunst. Und die wiederum hat nichts mit Zauberei und Hexenwesen zu tun, sondern meint schlicht und ergreifend das edle Handwerk der Buchdruckerkunst.
Wenn Sie mehr über diese seltsame Welt erfahren wollen, die dafür sorgt, dass aus poetischen Ergüssen wohlfeile Bücher werden, sei Ihnen der lotter-, Verzeihung: letterhafte Briefwechsel zwischen Matthias Biskupek und Ingrid Annel ans Herz gelegt. Eine Liebespostille ganz eigener Art: gewitzte Danksagung ans Druckervolk, die das ganze Alphabet durchdekliniert und wechselseitige Verführung zu kühnsten Wendungen auf orangenem und rosa Papier – als lose Blätter mit rotem Strick in eine schwarze Mappe gebunden. Ein bibliophiler Spaß vom Feinsten.
Ganz ohne Hurenkinder: ohne die verlorene Restzeile eines Absatzes am Anfang einer neuen Seite.

Aus: Palmbaum Heft 2/2010

Ingrid Annel & Matthias Biskupek Aus dem Setzkästchen geplaudert. Ein ABC der Schwarzen Kunst in einem letterhaften Briefwechsel, 30 Blätter in Kartonmappe, 222 num. Exemplare, Edition Schwarzdruck, Berlin 2010, 22 EUR.