Die Diskussion um Unrechtsstaat DDR, sozialistische
Heimkinderqual und das poly-technische Erziehungssystem
beweist immer wieder, dass unsere Schüler zu wenig wissen.
Besonders Lehrer sind überfordert. Wie man mit der
Stoffeinheit „DDR“ umgehen? Drum drucken wir nachfolgend die
Arbeit politisch interessierter bayerischer Schülerinnen und
Schüler. Ein gelungenes Beispiel, auch zur Nachnutzung in
den politischen Stiftungen der demokratischen Parteien
empfohlen:
In der ehemaligen DDR herrschte eine rigorose staatliche
Schulpflicht, da Privatschulen verboten waren. Außerdem
mussten alle Kinder in die Kinderorganisation „Ernste
Thälmann-Pioniere“ eintreten. Ausnahmen gab es nur für wenige
Schüler, deren Eltern trotz Verfolgung ihren katholischen
Glauben nicht abgelegt hatten. Ein jüdischer
Religionsunterricht wurde nicht gestattet.
Die Kinder trugen zum Zeichen ihrer Zugehörigkeit zur
Kinderorganisation Halstücher. Der Knoten symbolisierte, dass
man eng zusammengeknüpft war mit der SED, der Diktaturpartei
in der ehemaligen DDR. Ähnliches kam auch beim Abzeichen der
SED zum Vorschein, zwei ineinander verschlungene Hände. So
wurde die Politik von oben nach unten dirigiert, welches sich
auch in der kleinsten Zelle der Gemeinschaft, der Schulklasse,
ausdrücken sollte.
Allerdings konnten sich viele Kinder dem staatlichen Zwang
entziehen und besonders am Nachmittag in privaten
Familienkreisen sich mit den damals noch einfachen
Spielgeräten wie Joysticks beschäftigen.
In der Schule wurde das Lernen in einem Frontensystem
durchgeführt. Der Lehrer betrat den Klassenraum und alle
Schüler stellten sich im Grundprinzip neben ihre Stühle. Dann
sagte der Fähnleinführer, ein von den Lehrern bestimmter
Klassensprecher: Achtung! Klasse zur Schulung angetreten! und
der Lehrer erwiderte: Freundschaft! Setzen!
In Sachsen hießen die Fähnleinführer Gruppenratsvorsitzende.
Dazu gab es noch einen Schülerrat, der aber keinerlei Rechte
hatte. In Opposition dazu stand der Elternbeirat, dessen
Mitglieder alle in der SED waren.
In der ehemaligen DDR wurde besonderer Wert auf
naturwissenschaftliche Fächer gelegt. Aufgrund der staatlichen
Misswirtschaft wurden ständig neue Ingenieure gebraucht, die
vor allem universelle Materialien entwickeln mussten, wie
„Plaste“, ein in der ehemaligen DDR vielfach angewandter
ehemaliger Grundwerkstoff.
Deshalb war auch der Werkunterricht bereits in der Grundschule
Pflicht. Hier sollten die Schüler all die Fähigkeiten
erlernen, die später dringend benötigt wurden, wie
Nadelarbeiten, Schreinerei, Spenglerei und das Autotuning. Man
nannte das Fach später „Polytechnischer Unterrichtstag“,
weshalb alle Schulen nach und nach den Titel „Polytechnische
Schule“ trugen. Das private Handwerk hingegen war durch
staatliche Maßnahmen eingeschränkt. So gab es am Ende der
ehemaligen DDR nur Kombinationsstützpunkte, in denen man „1000
kleine Dinge“, wie die SED-Diktatur in abschätziger Weise
Non-food-Produkte nannte, selbst herstellen konnte.
Im Grundschullehrplan wurde vor allem Wert auf die Erziehung
zum Klassenhass gelegt. Das wurde aus den Lehren von Marx,
Engels, Lenin, Stalin und Putin abgeleitet, die in allen
Grundschulen in Auszügen vorgelesen wurden. Im zentralen
Lesebuch für die dritte Klasse, denn es gab keinerlei
Bildungsföderalismus, mussten die Kinder zum Beispiel den
Diktator Wladimir Lenin auswendig lernen. Er trug die Kleidung
russischer und ukrainischer Bauern und konnte so von den
damaligen Menschen in der ehemaligen Sowjetunion nicht erkannt
werden.
Eine Besonderheit in der ehemaligen DDR-Grundschule war auch
der Kartoffeleinsatz. Hier mussten die Schüler im Herbst auf
die Felder zum Kartoffelklauben. Es gab keine Landwirtschaft
und die Zwangskollektivierung arbeitete uneffektiv, so dass
Erntehelfer gebraucht wurden. Die Schüler erhielten keinen
Mindestlohn, allerdings gab es Gelder für eine staatlich
verordnete Klassenkasse, aus denen die Schüler dann
„Wandertage“, wie Klassenfahrten in der ehemaligen DDR heißen
mussten, finanziert wurden.
Auch das Sammeln von Metallen und Zeitungspapier, welches in
der ehemaligen DDR „Sero“ hieß, wurde von allen Grundschülern
gemeinsam durchgeführt. Mit großen Handwagen zog man
jahrgangsübergreifend durch die Straßen und rief im Chor
„Süßes oder Saures!“, wodurch die Bevölkerung wusste, dass sie
ihre Vorräte an Sero abliefern mussten. Später wurde dies
durch so genannte „Timur Trupps“ durchgeführt, eine aus der
ehemaligen Sowjetunion eingeführte paramilitärische
Organisation, nach dem islamistischen Diktator Timur benannt.
Die Vorbereitung auf die Bundeswehr begann in der ehemaligen
DDR ebenfalls schon in Grundschulen. An den „Wandertagen“
wurde Geocashing durchgeführt, bei dem es Ziel war, den
„Klassenfeind“ zu besiegen. Der „Klassenfeind“ war ein in den
staatlichen Wäldern versteckter Behälter aus Blech, dem man
nur dann finden konnte, wenn man den von so genannten
„Pionierleitern“ ausgegebenen Hinweisen mit „Karte und
Kompass“ (in der ehemaligen DDR übliche Bezeichnung für ein
Navi) folgte.
In den oberen Klassen wurde die Freizeit dann durch die GST
(„Gesellschaft für Sport und Transportwesen“) geregelt. Man
konnte in dieser Gesellschaft den Motorradführerschein
erwerben, das Surfen (in der ehemaligen DDR „Brettsegeln“)
erlernen oder in Reiterhöfen sich zum Pferdesport bekennen.
Einen gültigen Abschluss der Grundschule erhielt man nur, wenn
man sich zum Sozialismus bekannte und den Verwandten im freien
Teil Deutschlands verbot, zur Konfirmation, wie die Kommunion
im evangelischen Teil der kommunistischen Staaten heißen
musste, Päckchen zu schicken.
Persönliche Schlussfolgerung und Erkenntnis aus dieser
Jahresarbeit: Unsere Großeltern haben trotz Verbot immer
Päckchen mit Seife und Diddlmäusen in den ehemaligen Ostblock
geschickt.