Von Wolfgang SUCKERT, Thüringer Allgemeine, 25.09.2007
Bunter Bühnenreigen


"Fern der Thüringer Heimat hatte der Satiriker Matthias Biskupek in Berlin ein Heimspiel bei der Vorstellung seines neuesten Buches.
BERLIN. Was man liebt, das neckt man. Der Rudolstädter Schriftsteller und Autor dieser Zeitung liebt das Theater über alles. Er hat selbst dort einige Jahre verbracht und alle möglichen Tätigkeiten unterhalb der Regisseurebene ausgeübt. Das allerdings arbeiten zu nennen, wäre angesichts von Biskupeks satirischem Roman "Eine moralische Anstalt" eine etwas fantasielose Umschreibung des Tuns und Treibens der dort Tätigen. In dem Roman wird die Geschichte der Hauptperson Bernt Violliné und des Hauses ab den Siebzigern bis hin in die Theaterzukunft beschrieben, in der die Heizer und Hausmeister auf den verelendeten Bühnen stehen. Hauptperson und Theater lassen sich leicht als Oberspielleiter Klaus Fiedler und das Rudolstädter Theater dechiffrieren. In den turbulenten Erlebnisberichten wird inszeniert und intrigiert, kolportiert und kopuliert, gespielt und geschmiert, revolutioniert und denunziert.
Aber Biskupeks bunter Bühnenreigen ist auch (N)Ostalgie, was er gern zugibt. Diese Theateroasen wird es nie mehr geben. Durch die Geschichte wehen auch die Theatermoden der verschiedensten Zeiten. Da besteht eine Periode lang das Bühnenbild hauptsächlich aus Tüchern, dann spektakelt es vom Keller bis in den Dachboden. Auch Biskupeks fiktive Theaterschaffende erschaffen den Wahnsinnstitel "Denk-mal" und feiern sich wie wohl alle anderen tausend "Erfinder". Der Autor spielt in dem Buch gern mit Ost-Codes, wenn eine Figur Kristina Kattaro heißt oder der Spur der Stiefel gefolgt wird.
Der Clou des Roman sind lebensnahe IM-Berichte, in denen das Geschehene und Gesehene noch einmal mit den Augen verschiedener Petzen rekapituliert wird, wobei IM Linse und IM Spartakus durchaus eigennützige Mitteilungen an ihren Führungsoffizier zu machen haben, der sich als ein Feingeist der ganz schlichten Sorte in seinen Zusammenfassungen präsentiert. Biskupek erweist sich aber als alles andere als ein Denunziant. Seine Theater-Typen sind skurril, aber nie gibt er sie der Lächerlichkeit preis, sondern dem gemeinsamen Lachen. In Berlin hatten sich neben ostdeutschen Satiriker-Berühmtheiten wie Lothar Kusche auch einige versammelt, die vielleicht in dem Buch als das Ey, Janni Maus oder als Martin Martin "Matti" vorkommen. Hundetüm und Rumbuff waren leider nicht persönlich anwesend.
Weshalb und wieso, diese Fragen wird Biskupek vielleicht auf den nächsten Lesungen in Gotha (29. September), Meiningen und Rudolstadt beantworten.

Matthias Biskupek: "Eine moralische Anstalt", mit Illustrationen von Ioan Cozacu, Eulenspiegel, 9,90 Euro