Den Eisernen Vorhang gibt es im Theater als Feuerabsicherung zwischen Bühne und Zuschauerraum. Es gab ihn aber auch lange symbolisch zwischen zwei Weltsystemen. Vom reiz- und spannungsvollen Gegensatz zwischen Theater und Außenwelt und den Versuchen des Ersteren, die Zweite unter DDR-Bedingungen zu ändern, erzählt der satirische Roman von Matthias Biskupek. Er ist mitten aus dem Theaterleben gegriffen. Darauf macht schon der Untertitel "Roman mit richtigen Requisiten, letzten Vorhängen und Theaterblut" aufmerksam. Die oft komischen Szenen des Theateralltags werden dazu noch konterkariert, indem vieles aus der Perspektive eines von Literatur, Theater und Kunst wenig beleckten IM in Spitzelberichten erzählt wird. Diese Missverständnisse, diese Verbohrtheiten, dieser ideologische Schwachsinn bringen Pointen im Takt eines Schnellfeuergewehrs hervor. Die DDR hat nicht nur gute Theater; sie war ein großes Theater. Das Buch ist nicht nur amüsant, sondern wegen der Karikaturen von Ioan Cozacu auch köstlich für die Augen.

Matthias Biskupek: "Eine moralische Anstalt", mit Illustrationen von Ioan Cozacu, Eulenspiegel, 9,90 Euro