Eine Moralische Anstalt - Die erste Seite

Eine Moralische Anstalt - Die erste Seite
Von Matthias Biskupek

Sitzen Sie bequem? Reicht Ihnen das Licht? Warm genug und angenehm kühl? Haben Sie die Welt, wie man heut in miesem Deutsch formuliert, außen vor gelassen? Also, alles in der Ordnung unseres Jahrhunderts? Dann lassen Sie sich mitnehmen ins vorige. Gut drei Dezennien bummeln wir zurück, als die Welt noch nicht in Ordnung war, das Leben spitzfindig oder stumpf und die Theater keine Mängelbedarfsklagen hatten, sondern einen Anspruch.
Vor uns breitet sich eine hügelige Landschaft aus. Höchst anmuthig, meinte Friedrich Schiller, der just hier mit zwei reizenden Schwestern Zuneigungshandlungen pflegte. Wein wuchs am Ort, bevor ihn die Reblaus zur Zeit Kaiser Wilhelms bis auf Stock und Stiel abfraß. Jetzt gibt es noch eine Weinbergstraße und wiederaufgerebte Flächen zur individuellen Nutzung in einer Kulturbund-Ortsfachgruppe „Historischer Weinbergbau“. Ansonsten aber sind landwirtschaftliche Flächen zusammengelegt und werden kollektiv bewirtschaftet. Hinterm Horizont geht's nicht mehr weiter, denn dort lauert der schlimme, der menschenfeindliche, also der freie und humane Westen. Es ist heiter bis wolkig und wir sehen alles in einem schrägen aber punktgenauen Licht der Zeit - im spotligth - direkt vor uns: