Autoren, frisch gegart in der Frühlingsrolle
Die ironische Nachbetrachtung eines Beteiligten zur Leipziger Buchmesse legt deren Zeitgeist bloß
Von Frank Quilitzsch, TLZ

(…) Natürlich gibt es immer noch Leute, die sich für Bücher interessieren, die sie in die Hand nehmen, aufschlagen und beschmökern wollen. Und man strömt auch weiterhin zu Lesungen, von denen es auch in diesem Jahr wieder schlappe 2000 gegeben hat. Unsere fand in der Katakombe von Wagners Restaurant & Weinwirtschaft statt. Drei Thüringer, Mitglieder des Verbandes deutscher Schriftsteller, wurden zu Fischsuppe, Schweinshaxe und Baumkuchen gereicht. Mehr noch, ihre Werke gingen ein in die Menükarte - "Schlammkeule", "Tote Oma in der Frühlingsrolle" -, und der kulinarische Kurzkrimi "Das Gute im Wein und das Böse unter der Sonne" stiftete das Motto. Das Gute: Immer wenn ein Gang aufgegessen und die Teller abgeräumt waren, wurden wir erhört. Das Böse: Wir mussten mit knurrendem Magen warten und dann rasch anlesen gegen Löffelklappern, Gläserklirren und Verdauungsgeräusche. Das Gute: Wir konnten dem Event-Koch in seiner Küchenhöhle in die Töpfe schauen. Das Böse: Wir bekamen nichts ab vom Menü, nicht mal einen Knochen. Wir waren ja nur Zutat, wurden quasi mit verkocht und zergart: Autoren in der Frühlingsrolle. Im nächsten Jahr lesen wir aus der Speisekarte: "Rippchen, Leute, Rippchen!"