"In der weltlichen Vorhölle, dem Sendegebiet des MDR, lebt", wie er gern schreiben lässt, Gunnar Schubert. Er hat, wie manche Autoren der Zeitschrift "konkret", Wahrheit gepachtet. Die Wahrheit heißt bei ihm, dass alles, was er als "antideutsch" definiert, lieb und nett ist, während alle, die Dresden als Heimatstadt empfinden, dumm, nazistisch und dem "Sachsen-Führer" zugeneigt sind. Nazi-Wortgut findet sich, spiegelverkehrt, immer wieder in Schuberts Abrechnung Die kollektive Unschuld - Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos wurde (konkret texte 42). Denn im bombardierten Dresden gab es, seiner Meinung nach, nur ganz "wenige, die tatsächlich unschuldig starben." Von "ein paar Franzosen oder Russen, die unschuldig starben", tönten gern faschistische Propagandaoffiziere. Heute heißen die wenigen Kollateralschäden. Bei Schubert ist es wie bei den Stasi-Aufarbeitern: Diese haben so oft in den Akten gelesen, dass sie Stasi-Behördensprache gar unschuldig wiederkäuen. Schubert hat offensichtlich Nazi- und Neonazi-Dokumente so eifrig studiert, daß er zu gern deren Kasernenhofhumor samt martialischem Wortgut gebraucht. Auch spielt er den deutschen Oberlehrer in Sachen Literatur: "Karl Mickel hat leider niemand das Dichten verboten", "Volker Braun, ein Heimatdichter für die höheren Klassen". Religion ist grundsätzlich negatives Adjektiv: "Katholik Wagner", "evangelischer Fundi Heitmann", und wer eine Änderung der DDR-Zustände wollte, ist "Reformmob". Mit "Proletmaler Griebel" wird ein Mann abgefertigt, dessen Lebenserinnerungen nicht antideutsch genug sind. In dem Werk wird Victor Klemperer zitiert, der die Bombardierung Dresdens zurecht als eigene Befreiung empfand. Vielleicht hätte Schubert aber auch Klemperers LTI lesen sollen.