Sprache verbindet


Sprache verbindet
Matthias Biskupek las in Köpernitz
Von CORNELIA FELSCH

KÖPERNITZ. Fern der Thüringer Heimat, aber doch ein Stück zu Hause fühlte sich Matthias Biskupek am Sonnabend im Gutshaus Köpernitz. Die gemeinsame Vergangenheit verbindet, und so führten seine satirischen Geschichten vor allem in die Zeit, als alle noch gemeinsam russisch sprachen. Als junger Ingenieur reist Biskupek mit dem Freundschaftszug in die Sowjetunion. Selbstverständlich mit Gastgeschenken wie gehäkelten Eierwärmern, Adlershofer Wodka und anderen Produkten aus der Konsumgüterproduktion. Vom Liebesabenteuer mit Galja besitzt er noch drei blasse Ansichtskarten.
Der Rudolstädter Buchautor, Satiriker und Kolumnist wurde in Chemnitz geboren und arbeitete viele Jahre als Regieassistent am heimatlichen Theater, später als Dramaturg und Texter am Kabarett "Fettnäpfchen" in Gera. Seit 1984 veröffentlichte er als freier Autor zahlreiche Bücher.
Biskupeks Geschichten sind heiter bis satirisch, zuweilen auch bissig. Sachsen, Bayern und Schwarzwaldbewohner bekommen ihr Fett ab. Nach dem Motto "Das Wetter ist praktisch – man hat immer Gesprächsstoff " liest der Satiriker aus seinem 2002 erschienenen Buch "Wetterbericht". "In der Geschichte kommt ein Wort vor, das der Schwarzwaldbewohner nicht kennt", sagt Biskupek. "Aber hier kann ich sie ja vorlesen". Die Geschichte spielt in einem herrlichen Wald, die Kampfgruppe des VEB "Roter Stern" rückt zur Übung aus. Das entscheidende Wort ist gefallen: Kampfgruppe. Kamerad Egon und Kollegin Marion werden bei ehebrecherischen Handlungen im Trabbi erwischt, Egon wird geschieden, der Trabi seiner Frau zugesprochen – aber: "Es war herrlich im Wald."
Matthias Biskupek liebt das Theater über alles, schließlich hat er selbst viele Jahre dort zugebracht. In seinem satirischen Roman "Eine moralische Anstalt" beschreibt er das dortige Treiben. In turbulenten Erlebnisberichten wird inszeniert, denunziert und intrigiert. Der Clou des Romans: Das Geschehen auf der Bühne wird noch einmal aus den Augen eines Stasi-Spitzels rekapituliert. Für die Zuhörer gibt es viel zu lachen an diesem Abend, die Zukunft des Theaters malt Biskupek weniger rosig. Er zitiert Mephisto: "Alles was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht."