Landesmuseum Heidecksburg gibt "Kiedorfs Panoptikum" heraus

Landesmuseum Heidecksburg gibt "Kiedorfs Panoptikum" heraus
Von Merkeleien bis Mann und Maus intim: Karikaturen und Sprüche aus der Feder des Mitschöpfers der Ausstellung "Rococo en miniature" versammelt jetzt der Band "Kiedorfs Panoptikum".

Rudolstadt. Sein Lebenswerk ist das Königreich Dyonien, Teil der "Schlösser der gepriesenen Insel", die in der Ausstellung "Rococo en miniatur" auf der Heidecksburg seit 2005 ein Publikumsmagnet sind.
Daneben ist Manfred Kiedorf, einer der beiden Erfinder dieser Mini-Schlösserwelt, ein kritischer Beobachter seiner Zeit und begnadeter Zeichner. Mit seinen Karikaturen und zuweilen derben Sprüchen hat er über Jahrzehnte Freunde und ¬Bekannte beglückt. Jetzt hat das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg einen Teil dieser "in sich vernetzten Sammlung der von M. K. in die Welt gesetzten und vor allem weltweit verschickten Bilder zum Lieben auf dem Lande und zum Leben, welches prall ist, also zu Zeitgeist und Ungeist", wie Matthias Biskupek im Vorwort schreibt, in einer Publikation unter dem ¬Titel "Kiedorfs Panoptikum" zusammengefasst. Dafür hat Jens Henkel aus etwa 500 Zeichnungen 100 ausgewählt, die mit begleitenden Texten von Matthias Biskupek erstmals veröffentlicht werden. Rudolstadt spielt darin nicht nur insofern eine Rolle, als dass ein Großteil der Empfänger dieser postalischen Einmaligkeiten hier zu Hause ist. Dem von Kiedorf bei seinen Rudolstadt-Au¬fenthalten bevorzugten Lokal in der Schillerstraße ist eigens ein Kapitel gewidmet. Nicht umsonst trägt die Gaststätte heute seinen Namen und hält einen Teil der gesammelten Werke des inzwischen schwer erkrankten 77-Jährigen in Ehren. Ein Lesevergnügen ist das "Gespräch im Hause Kiedorf über den abwesenden Herrn Kiedorf" zwischen Stammgast und Wirt.
Ein lokales Buch ist es dennoch nicht, denn Kiedorfs Karikaturen kommentieren durchaus auch Ereignisse und Persönlichkeiten von überregionaler Bedeutung wie zum Beispiel Sarrazin, Wulff oder Guttenberg. Dabei "wurde darauf geachtet, dass Ehrverletzungen ... nur in genießbaren Dosen gereicht werden, denn Satire soll bekanntlich töten, aber niemals verletzten", so Biskupek an anderer Stelle im Vorwort.
Wer Kiedorf kennt weiß, dass er es nicht bei Politik oder Gartenidylle - auch das kommt vor - belässt, sondern auch einen Schuss Erotik liefert und zwar unter dem bezeichnenden Kapitel "Mann und Maus intim".
Das Buch - quasi das Pendant zur inzwischen vergriffenen Solo-Publikation "Quodlibätz" des zweiten Schöpfers der Minischlösser Gerhard Bätz - ist ausschließlich an der Museumskasse der Heidecksburg erhältlich.

Von Heike Enzian / 21.01.14 / Ostthüringer Zeitung