Annerose Kirchner
Satiriker mit luftigem Gen


"Deckelschilder" nannte Kurt Wolff die Titelaufkleber für seine Reihe "Der Jüngste Tag". Nach dem Vorbild des großen Verlegers klebt der Jenaer Autor Jens-Fietje Dwars "handmontierte Etiketten" auf ein paar hundert edle, mit feinem Papier ausgestattete und schwarz eingebundene Hefte seiner "Edition Ornament". Ein kleines bibliophiles Ereignis, denn 50 Exemplaren liegen originale Grafiken bei. Nicht nur Büchersammler werden diese handlichen Kostbarkeiten, ausgestattet mit rotem Lesebändchen und passend für die Jackentasche, als Kostbarkeit hüten. Jüngst erschien das dritte "Ornament": "Das Lob des Kalauers" des keineswegs kalauernden Matthias Biskupek, der in Rudolstadt/Berlin seinem satirischen Weltgeist freien Lauf lässt. "Vorsicht! Bissiger Autor!" mahnt Herausgeber Dwars ohne üble Nachrede im Nachwort und erinnert daran, dass der geborene Sachse Biskupek "das luftige Gen der Slawen" besitzt, ererbt von seinen Vorfahren. Biskupek bietet keine Schonkost, wenn er auf "Vorurteile der Gegenwart" stößt, das "Ost-Wesen" betrachtet und sich mit Ungeliebten in der Provinz solidarisiert. Tritt der Satiriker als Redner auf, neigt er zur geübten Kürze - für Zuhörer und Leser ein amüsanter Genuss. Noch knapper sind die Porträts über Freunde und Kollegen, ergänzt durch Betrachtungen über das Lachen und die Kunst des Essays.

Matthias Biskupek: "Lob des Kalauers und andere Für- und Widerreden". Essays aus zehn Jahren. Edition Ornament im quartus-Verlag, Bucha bei Jena 2007. 112 S., 14,90 Euro