Als flössen Olitäten durch seine Adern
Matthias Biskupek nähert sich in Suhl dem Begriff der Heimat literarisch an
Freies Wort, Suhl vom 28.3.2008, Frank Hommel

Sächsische Wurzel, thüringische Heimat: Matthias Biskupek las in Suhl aus "Streifzüge durch den Thüringer Kräutergarten"

"Sein Thema ist ein Klassiker: Was ist die Heimat? Eine Frage, die Matthias Biskupek zwischen den Zeilen seines Buchs "Streifzüge durch den Thüringer Kräutergarten" immer wieder streift, ohne eine Antwort zu geben. Eindeutig könnte diese Antwort sowieso nicht ausfallen. Das hat Biskupeks Lesung aus eben jenem Werk am Mittwoch in der Stadtbücherei Suhl deutlich gezeigt. Der Duden führt als die Mehrzahl der Heimat die "Heimaten" an. Ein Wort, dass man kaum je gehört hat, obwohl es sicher so viele Vorstellungen vom Begriff Heimat gibt wie Menschen auf dieser Welt. Oder noch mehr. Biskupek etwa hat ein einfühlsames Buch über die Gegend zwischen
Schwarzatal und Rennsteig geschrieben, als flössen die Olitäten durch seine Adern. Dabei wohnt er zwar in Rudolstadt, ist aber eigentlich im tiefsten Sachsen aufgewachsen.
Wer sich in anderer Leute Heimat einfühlt, der kann sie zu seiner eigenen machen, lernt ihre Eigenheiten zu schätzen, ihre Schwächen zu lieben. Er hütet sie nicht eifersüchtig, sondern zeigt sie stolz Fremden und Neuankömmlingen. Ein ambivalentes Verhältnis zur Heimat ist Biskupek entsprechend fremd. Als "quadratisch, praktisch, doof" bezeichnet er Postulierungen wie "Heimat ist da, wo es einem gut geht."
Krankt die Heimat, leidet man an und mit ihr. Biskupek hat sich die Distanz bewahrt, diesem Leid mit Spott zu begegnen. Wie er die Geschichte über die Fabelwesen der Rasselböcke mit einem satirischen Seitenhieb auf Fremdenfeindlichkeit zu garnieren versteht, offenbart seine Meisterschaft.
Dass er ohne Mikrofon liest, zeigt seinen Hang zur Gemütlichkeit – eine Empfindung, die auch kaum von der Heimat zu trennen ist. Als Zugabe gibt es eine Geschichte über den Trabant: Ein witziges Zwiegespräch zwischen Fahrer und Fahrzeug