Ein Hoch auf das Thüringer Kräuterland
Matthias Biskupek stellt sein neues Buch Zuhörern in der Rudolstädter Stadtbibliothek vor Rudolstadt (OTZ/H.E.).

"Die weite Welt beginnt im Garten vor der Haustür", mit diesem ersten Satz aus dem Vorwort stimmt Matthias Biskupek die knapp 40 Zuhörer am Dienstagabend in der Stadtbibliothek auf sein neues Buch ein und setzt fort: "Es sieht aus wie ein Gartenbuch, warum soll ich nicht die Gartenader in mir entdeckt haben?"
Dass sein "Streifzug durch den Thüringer Kräutergarten" weit mehr als nur ein Gartenbuch ist, wird schon bei den ersten Zeilen deutlich. Er stimmt ein Hoch auf das Thüringer Kräuterland an, erzählt von gar wunderlichen Figuren, hochprozentigen Getränken und anderen Rezepten, lieblichen Landschaften und liebenswerten Bewohnern. Doch wer auf herkömmliche Heimatliteratur setzt, irrt. Biskupek schreibt genau recherchierte Geschichten von gestern und heute, humorvoll, hintersinnig. Das "wahre Lob dieser ganzen Gegend" lässt er eine Frau singen. "Eine Zugewanderte. Ach, noch schlimmer: eine Berlinerin". Inge von Wangenheim nämlich, die zwölf Jahre in Rudolstadt lebte, deren Leben selbst zum Romanstoff taugen würde, wie der Autor meint.
Rudolstadt freilich kommt auch vor. Im Kapitel "Das Indianerfläschchen" zum Beispiel, in dem es um ein im ehemaligen Ankerwerk hergestelltes Mittel namens "Valocordin" geht, das, mit Bier gemischt, "beim Trinker einen Rausch entstehen ließ, der lange wirkte und anhielt, als habe man eine ganze Flasche des besten klaren Wodkas hinter die Binde gegossen." Warum dieses Mittel vor allem in der Sowjetunion besonders begehrt war, erschließt sich aus dem Text.
Genauso übrigens wie die Frage, was sich hinter "Fröbelkuchen" verbirgt. Das ist nichts anderes als ein mit neuem Namen versehener Kuchen nach einem langjährig erprobten Familien-Backrezept. So könnte man es sagen. Man kann es aber auch lesen bei Biskupek, was gewiss das größere Vergnügen bedeutet.