Von Kräutern und anderen Gesundmachern
Das neue Buch des Rudolstädter Autors Matthias Biskupek ist unterhaltsame Heimathistorie
Von OTZ-Redakteur Thomas Spanier, Rudolstadt

Matthias Biskupek, Autor mit hübschem Ausblick in Rudolstadt, hat sich die Heimat erobert. Gut eine Silberhochzeit nach seinem ersten Buch "Meldestelle für Bedenken" (1981), nach Satiren, Glossen Liedern, Geschichten, Humoresken, Kabaretttexten und einem kleinen DDR-Lexikon ist Biskupek im sechsten Lebensjahrzehnt dort angekommen, wo es gemütlich ist: bei Kräutern, Schnäpsen und anderen Gesundmachern.
"Streifzüge durch den Thüringer Kräutergarten" heißt das soeben im Leipziger Verlag Faber & Faber erschienene Buch, mit dem der Autor seiner Wohnumgebung ein Denkmal aus vielen kleinen Geschichtenbausteinen setzt. Nachdem ihn der aus Deesbach stammende Verleger Elmar Faber inspiriert, durchstreift Biskupek ein dreiviertel Jahr lang die Gegend zwischen Saale und Rennsteig. Er stößt in Oberhain auf geheime Siegmundiner-Protokolle, zieht drei Tage lang mit einer Kräuterfrau durch die Gegend, erlebt auf den Spuren Otto Ludwigs den Frühling in Schwarzburg, mischt sich beim Lavendelfest in Bad Blankenburg oder dem Rudolstädter TFF unter die Leute. Heraus kommt spannend und unterhaltsam erzählte Heimatgeschichte in Geschichten. Von Matthias Mylius, dem Vater des Thüringer Olitätengewerbes, von Friedrich Fröbel oder Friedrich Adolf Richter. Von Querlichen ist die Rede, von Rasselböcken, von Hanghühnern sowieso. Und von Produkten, deren Wortklang allein einen bestimmten Geschmack auf die Zunge zaubert. Wusil beispielsweise, den leckersten Pfeffi im Arbeiter-und- Bauern-Staat, Hingfong aus Königsee oder jenen Kümmerling, der seine Wurzeln in Deesbach hatte und der sich noch immer auf so mancher Party zum leeren Mini-Flaschen-Kreis summiert, während die Konsumenten zunehmend dummes Zeug reden.
Das tut Biskupek so gut wie nie, nicht mal an der längsten Biertafel der Welt. Statt dessen wartet er mit wahren Partisanengeschichten auf, wie jener von den Indianerfläschchen mit Ankeraufdruck, die von Rudolstadt aus zum Beschleuniger des Alkoholismus im Heimatland aller Werktätigen wurden. In einer der letzten Geschichten über "Nester mit komischen Namen" schlüpft der Autor in die Rolle des Lehrers und stellt als Rufer in der Waldeswüste entgeistert fest: "Die Masse weiß wie immer von nix." Das muss nicht so bleiben. Denn das knapp 150 Seiten starke Werk, das nächste Woche in Erfurt Buchpremiere hat, kann man kaufen. Man sollte es sogar.