Spottlust wie eh und je

Spottlust wie eh und je
"neues deutschland" 7.1.2016
von Irmtraud Gutschke

Das Frontispiz des Geraer Graphikers Kay Voigtmann: ein Literat als armer Tropf. Das passt in gewisser Weise zum Titel dieses Bandes. Sein Autor indes lässt die Nase nicht so hängen. „Dichters Fluch“, das Titelgedicht: Ein Dichter, wohl wissend, dass er auf „Taschengeld“ angewiesen ist, will nicht käuflich sein – und zahlt heim „Mit einem schlaffen Reim auf Schwein und nein! Und Stefan Rotwein.“ Entstanden ist der Text im Jahre 2000 in der Casa Baldi, wo Matthias Biskupek, ausgezeichnet mit dem Stipendium der Deutschen Akademie in Rom, einen „römischen Sommer“ verbrachte, spottlustig wie eh und je.
Wer Matthias Biskupek kennt, wer also auch mit diesem Buch jene Mischung aus Heiterkeit und Bissigkeit erwartet, die über Jahrzehnte sein Markenzeichen ist, wird nicht enttäuscht und dabei doch überrascht werden. Denn es handelt sich hier nicht um Satiren oder Glossen. Es ist die erste Gedichtsammlung Biskupeks, die aus Anlass seines 65. Geburtstages in einer einmaligen nummerierten Auflage erscheint, also irgendwann Sammlerwert besitzen wird. Kurios, hier auch Texte zu finden, die er als Facharbeiter und als Student der Kybernetik verfasst hat.
Ja, der Mann ist Diplomingenieur und hat mehrere Jahre als Systemanalytiker (!) im Chemiefaserkombinat Schwarza gearbeitet. Da ist es nicht verwunderlich, dass Sinn für Analyse ihm auch im Künstlerischen eignet. Zurücktreten und die Dinge beäugen, wobei einer wie Biskupek dabei nicht mürrisch dreinschaut, sondern hinter einem leichten Lachen genügend Selbstsicherheit hat. Wohl auch früher schon. Spitzfindig im 1980er Jahr; die Kommission zur „Förderung Unbequemer“. Und 1988 „Einheit Kleinheit Prüderlichkeit Hurra“. „Unsere wilde verwegene Staatsjagd“ wurde tatsächlich 1988 gedruckt. Die 2013 verfasste „Strafarbeit, um endlich in Deutschland anzukommen“ liest man nur hier.
„Zum guten Schluss“ des Autors Autobiografie in 13 Zeilen mit einem Fazit zu seiner und unserer Zufriedenheit: „Unter Ketzern / Geblieben / Geschrieben, geschrieben, geschrieben.“